Best of… Best of

Jeder kennt vermutlich diese blöden Folgen bei Serien wie den Simpsons, in denen eine kleine Rahmenhandlung ersponnen wird, die aber bloß Vorlage dafür bietet, in Rückblenden Material früherer Staffeln zweitzuverwerten. Der Fernsehzuschauer verplämpert seine Zeit mit etwas, das er schon längst kennt und fühlt sich verarscht. Genau solch eine Verarsche ist diese Spezialausgabe des „Best Of“. Doch für diejenigen, die nach dieser offenen und ehrlichen Konfrontation mit der Realität tatsächlich noch weiterlesen sei gesagt, dass auch solche Flashback-Folgen durchaus ihren Reiz haben können. Kennen wir nicht auch die Songs aus der Chart-Show schon alle? Und wir schauen sie trotzdem, weil es dieser kleine Aspekt Nostalgie gepaart mit dem Umstand, das Beste aus einer langen Periode vorselektiert zu bekommen ist, der uns doch unterhält. Es macht also tatsächlich Sinn hier weiterzulesen - alleine mir selbst wurden bei der Recherche meiner eigenen Werke aus fünf langen Jahren World Wrestling Entertainment ein stückweit die Augen geöffnet. So beobachtete ich beispielsweise, wie ich John Cena langweilig und uncharismatisch fand, dann seinen Heelcharakter liebte und einen Main Event Push forderte. Ich war großer Fan seines Face-Turns und begann langsam aber sicher Cena zu hassen. Aus konstruktiver Kritik wurde Bashing und schließlich kehrte sich wieder alles um und ich mochte den versteckten Heel im Face-Cena. Genauso musste ich feststellen, dass ich Randy Orton für überbewertet hielt, Edge für langweilig und in der Wiederbelebung der ECW den Beginn einer neuen Ära sah. Alles Mumpitz, wie man heute weiß. Und hier ist das Best of.



Best Of… Beste Storylines und Fehden
1. Januar 2006: Money in the Bank
2. Dezember 2003: Evolution
3. Juli 2008: Shawn Michaels v. Chris Jericho



An sich ist die Kategorie der "Besten Storylines und Fehden" nicht grad mein Liebling. Man kann in dieser Kategorie nicht bashen und wirkliche Lobeshymnen sprudeln auch nur aus einem heraus, wenn dafür eine Motivation entstand. Der erste Beitrag aus dem Januar des Jahres 2006 hatte dies. Für diesen Absatz gab es eine Motivation. Eine Motivation, wie sehr sehr selten in den vergangenen Jahren und erstmals seit vielen Jahren zuvor. Edge löste damals zum ersten Mal einen Money-in-the-Bank-Koffer ein und verleitete mich hierzu:

Im Wrestlingbusiness, unter den selbsternannten Spezialisten im Internet, gibt es einen Fachbegriff, der sich “Mark-Out” nennt. Ein „Mark“ ist einer dieser Fans, die das Geschehene nicht hinterfragen, sondern es akzeptieren und sich nicht nur von Sport, sondern auch von Storyline mitreißen lassen. In jungen Lebensjahren, besonders unter dem Glauben, es sei alles echt, was man dort sieht, ist der Mark-Glauben wesentlich leichter aufrechtzuerhalten. Als „aufgeklärter“ älterer Wrestlingfan, ist es eher schwierig in diese so geliebte – aber längst vergangene – Mark-Zeit nostalgisch zurückzukehren. Gelingt es aber, fühlt man, was man früher fühlte, geschieht das Unmögliche und man vergisst alles andere und lebt für den momentan gezeigten Moment – dann hat man einen Mark-Out.
World Wrestling Entertainment hat es geschafft. Ben hatte nach langer Zeit wieder einen Mark-Out. Und das kam so: Elimination Chamber – Kurt Angle raus – What the...!? – Kane raus – Michaels raus – okay, Cena wird gewinnen – Cena siegt. McMahon!!! „This night is not over!“ – Edge – Money in the Bank – Spear! Spear! Spear! – 2-Count – Spear! Spear! Spear! – Pinfall! – Edge ist Champ!!!
Vince hatte es nun tatsächlich eingesehen und Cena den Titel verlieren lassen. Mit der Elimination Chamber hatte er zwar eine wunderbar Vorlage und zumindest 2 Kandidaten, denen man den Titel dort ohne weiteres hätte geben können – aber damit hätte man nicht das erreicht, was man mit Edge’s Titelgewinn erreicht hatte. Es wird schwierig, diesen Moment im Jahr 2006 zu toppen. Die Ratings der Folgewochen sprachen für die Aktion – möge man sich im Office der WWE darüber Gedanken machen.



Knappe zwei Jahre früher hatte sich ein Stable geformt, welches sich "Evolution" nannte und neben den großartigen Namen Triple H und Ric Flair waren auch zwei Männer Teil der Gruppierung, von denen man bisher noch nicht sehr viel gesehen hatte: Batista und Randy Orton. Dieser Absatz gehört zu meinen Favoriten, weil er eines der besten Stable-Aufbauten des neuen Jahrtausends beschreibt und... weil einige meiner fünf Jahre alten Aussagen aus heutiger Sicht an Naivität und Fehleinschätzung kaum zu überbieten waren:

Triple H hat schon wieder den Gürtel. Das Ego hat gesiegt. Randy Orton ist unverdienter Weise Intercontinental Champion, von den Tag Titles mal gar nicht gesprochen. Dennoch finde ich diese Konstellation gut. Natürlich einzig und allein aus der Entertainment-Sicht betrachtet. Man hat hier ein sehr gut zusammengesetztes Stable entwickelt. Es besteht aus einer Legende, einem etablierten glaubwürden Superstar des Wrestling und zwei vom Stil sehr unterschiedlichen Rookies. Durch Triple H’ s Abwesenheit und den relativ langen Verletzungspausen von Orton und Batista kommt der Run der Evolution nun sehr spät, aber er ist logische Konsequenz dieser Story, denn nur so wird eine Heel-Front aufgebaut, wie sie beim Grundgedanken des Evolution-Konzepts vorgesehen war. Was ich bei Smackdown lobe, ist das klare Ziehen einer Linie zwischen den Top-Heels und den Top-Faces, die miteinander eine mehr oder weniger intakte Einheit darstellen. Bei RAW hat man nun dieses Monster-Stable auf der einen Seite, die vier werden gehasst, aus den verschiedensten Gründen. Mit Shawn Michaels, Rob Van Dam, Goldberg, vielleicht Booker T und in naher Zukunft dann sogar Chris Jericho verhilft man so gleich einer großen Spanne Superstars zu einem großen Push. Verdient hätten andere Leute die Titel mit Sicherheit wesentlich mehr, für die Storylines der Zukunft war dieses aber die absolut richtige Entscheidung der Booker.



Rang drei ist mir noch ziemlich gut im Gedächtnis, schließlich hab ich diesen Absatz auch erst vor einem guten halben Jahr verfasst. Er war Huldigung daran, wie ungewohnt konsequent gut man die Storyline rund um Shawn Michaels und Chris Jericho aufbaute und verfolgte. Selten schaffte man es bei WWE, einen Spannungsbogen so exakt an der Perfektion zu ziehen und das beschrieb ich damals so:

Man nehme einen Zettel. Auf diesen Zettel schreibe man eine Liste der erfahrendsten Veteranen des WWE-Rosters. Nun streiche man all jene, die nicht über exzellentes Micwork verfügen. Im Anschluss streicht man noch all jene, die im Ring nicht zur absoluten Oberklasse gehören und streicht anschließend noch alle ohne weit überdurchschnittliches Charisma. Wenn man nun aus den verbliebenen noch all jene streicht, die Sex mit der Tochter des Chefs haben, dann bleiben nur noch zwei Namen auf der Liste stehen - und World Wrestling Entertainment hat es geschafft, mit eben diesen Namen eine Storyline auf die Beine zu stellen, die uns bereits seit WrestleMania hervorragende Matches und unterhaltsame Segmente liefert, ohne dabei langweilig zu werden. Ganz im Gegenteil: Man addiert Sidekicks, erzählt Verletzungen und bookt starke Wendungen, denen es zu verdanken ist, dass die Fehde zwischen Chris Jericho und Shawn Michaels zum wahrscheinlich besten Stück Sports-Entertainment des laufenden Jahres macht. Es ist das Gesamtkunstwerk das fasziniert. Erst der Aufhänger rund um die Pensionierung vom Nature Boy Ric Flair und der Beginn einer Fehde zwischen HBK und Batista. Die Einbeziehung des Ayatollah of Rock'n'Rollah war dabei nur beiläufig von Interesse. Schließlich die Geschichte um Shawns vorgetäuschte Verletzung, der Streit, der Heelturn. Dann kam Lance Cade und Shawn's Auge wurde zum Running Gag, bis schließlich die Schlacht beim Great American Bash zu einem weiteren wichtigen Meilenstein wurde. HBK scheinbar am Ende - Y2J scheinbar gereift. Und trotz dieser zum Kotzen spannenden vier Monate, ist die Vorfereude auf den Showdown noch immer auf dem Siedepunkt. Wenn man Freddie Prince, jr. Irgendwas als Referenz für eine perfekte Wrestling-Storyline geben sollte, dann diese - und den Trick mit dem Zettel kann man ihm auch gleich verraten.



Best Of…  Schlechteste Storylines und Fehden
1. Januar 2007: Bobby Lashley v. Test
2. Oktober 2006: Extreme Strip Poker
3. April 2006: Vince McMahon v. Gott



Kommen wir nun zu einer Kategorie die mir wesentlich mehr liegt, denn hier kann ich meine einzigartigen Eigenschaften wie Zynismus, Subjektivität und eine ganze Prise Neurose voll und ganz ausleben. Die Pole Position vergebe ich dabei an einen Absatz aus dem Jahr 2007, als man in der neuen ECW eine Geschichte zwischen Test und Bobby Lashley aufzubauen versuchte. Die Herausforderung an mich war, die unsagbare Langeweile innerhalb dieser Geschichte irgendwie in Schrift und Form zu bringen und das Ergebnis war dieses hier:

Bisher hab ich die ECW ja vollkommen vergessen. Obwohl - bisher gings ja auch nur um Storylines und wie wir alle wissen, ist das ja nicht unbedingt die erklärte Stärke des extremen Brands. Aber immerhin eine hab ich noch gefunden und will sie hier nennen. Es ist dabei mehr oder weniger Zufall, dass sie mir an genau der Stelle einfällt, an die sie auch gehört - nämlich zu den miesen Storylines. Aber wenigstens ist es eine. Genug des Zynismus, kommen wir zur Erklärung, warum Lashley-vs-Test nicht in die Kategorie der guten Geschichten zählt - für diejenigen, die eine Erklärung überhaupt benötigen. Der Rest kann an dieser Stelle direkt zu den Kollegen Masters und Carlito übergehen, weil ich denen hier eh nichts erzähle, was sie nicht schon längst wussten.
Gut.
Dann wären wir jetzt also unter uns.
Nur ich und die letzten übriggeliebenen ECW-Fans. Somit dürfte dieser Textabschnitt der wohl sicherste Ort auf der Welt sein, um meine Kontoverbindungen, meine brisantesten Passwörter, die Namen und Adressen meiner unehelichen Kinder und meine Stasi-Akte aufzubewahren. Hier kann ich Frauenkleider tragen, ohne das jemand Fragen stellt. Hier kann ich in meiner ausgedachten Fantasie-Sprache schreiben, ohne dass es jemanden stört. Knert vuljumgetrug alkuni bilihili, samekugafitz kelt simo Schweinebraten. Und was ich schon immer mal sagen wollte, aber mich nie öffentlich getraut habe: Schorschi - Du müffelst! Auf Wiedersehen liebe ECW-Fans, wir sehen uns beim nächsten Treffen der anonymen Extremisten.



Wehe dem, der behauptet, die neue ECW hätte nichts gebracht. Schließlich entstammt auch geistiger Erguss Numero 2 aus dem wiederauferstandenen Land der Extereme. Wenige Wochen vor dem obenstehenden Absatz veranstaltete man im neuen Land der Extreme ein Schauspiel, dass richtungsweisend für das erste Jahr des dritten Brands war. Extreme Strip Poker:

Manchmal übertrifft sich WWE echt selber. Hattet ihr in der Schule bei Euch in der Klasse auch immer so einen Typen, der ständig unheimlich dumme Sachen gemacht hat? Und das natürlich immer genau zu den absolut unpassendsten Zeit und am unpassendsten Ort? Ich meine keine coolen Scherze - ich meine echt dumme Sachen zum an den Kopf packen? Wie bei Stromberg so’n “Ernie“. Und dann gab es irgendeine Situation, da ist es wieder einmal passiert und es hat alles übertroffen, so dass man dachte “Oh, Mann, das war jetzt echt selbst für Ernie heftig.”. Ich denke, ihr versteht was ich meine. Extreme Strip Poker. Angeblich das Gegenprogramm zum Shamrock-Kampf. Gegenprogramm um tatsächlich dagegen anzustinken oder weil man dachte, dass eh keiner ECW einschaltet und man deshalb ruhig Scheiße senden kann? Hallo! In Deutschland und sicherlich auch in anderen Teilen der Welt hat Shamrock nicht zeitgleich zur Ausstrahlung der Show auf die Nase gekriegt. Wir mussten uns ECW angucken. Extreme Strip Poker. Extreme war daran gar nichts. Strip - das einzig interessante hat man abgeblendet. Und Poker - also in Deutschland spielt man das anders… Eine Beleidigung für (eigentlich sollte jetzt hier ne Aufzählung à la ECW, Fans, blablabla kommen aber ich fasse es einfach zusammen) alles. CM Punk wrestlet und man kann es nur im Splitscreen sehen, weil grad irgend so eine Tiffi eine Herz 3 gezogen hat!?!? Extreme Bullshit. Das passiert, wenn man Ernie ins Booking Team setzt.



Gehen wir wiederum ein halbes Jahr zurück in die Vergangenheit befinden wir uns in einer Zeit, in der man Extreme Championship Wrestling nur aus Geschichtsbüchern und einem Pay-Per-View des Vorjahres kannte - sprich: man musste das Trash-Booking noch auf die anderen Shows verteilen. So kam es schließlich dazu, dass sich Vince McMahon mal wieder selber in eine schwergewichtige Fehde steckte und dieses Mal wollte er sich mit dem ultimativen Gegner messen - dem Allmächtigen höchstselbst:

Vince mag es nicht so gerne, aus Fehlern zu lernen. Er hat da anscheinend ebenso viel Bock zu, wie Schweine zum Klettern. Wieso sonst denkt er, dass Gotteslästerung besser ankommt, als die Verhöhnung des toten Eddie Guerrero? Wir haben Katie Vick überstanden und auch Al Wilson liegt weit hinter uns. Tim White knallt sich auch schon etwas länger nicht mehr die Birne weg und auch Mark Henry hat die Unterhaltszahlungen für Mae Young’s Hand mittlerweile eingestellt. Als Vince dies klar wurde, öffnete er sie wieder – die Kiste. Die Kiste mit den Ideen, die niemals geöffnet werden sollte, die Büchse der Pandora, das Behältnis, in das die Booker eben die Zettel mit Ideen schmeißen, die sie im Suff oder nach sehr traumatischen Beziehungen verfasst und schnellstens wieder verworfen haben. Vince ist der einzige mit einem Schlüssel zu dieser Kiste und wir dachten eigentlich alle, er hätte ihn endgültig entsorgt, nachdem sich der Bandwurm des Boogeyman geweigert hatte, seine Artgenossen weiter zu verspeisen. Aber nein, Vince griff hinein und zog den Zettel mit der Fehde gegen Gott heraus. Gerade in einer Storyline mit dem Heartbreak Kid befindlich, baute er diese Schnapsidee einfach hier mit ein, schließlich ist Shawn Michaels bekennender Christ – gut, blöd, dass er gerade einen Imagewechsel durchlebt, der ihn wieder als skrupelloses Arschloch im positiven Sinne darstellt, schön im dX-Style – aber der Zettel hatte die Kiste nun mal verlassen und durfte nicht wieder dorthin zurück. Man weiß nicht so recht, was genau vom Zettel und was aus Vince’s Gehirn entstammt – als die Ringpfosten mit Blitzen beschossen wurden war ich mir dann aber endgültig einig, dass sich die Kapazität dieser beiden Medien momentan um nicht sehr viel unterscheiden kann.
War das zu krass? Naja, ich wollte damit auch nur sagen, dass ich die Storyline blöd finde.



Best Of… Beste Gimmicks
1. Juni 2005: Paul Heyman
2. April 2006: John Cena
3. Oktober 2006: William Regal



Der erste "One Night Stand"-PPV hatte schon was. Bis der ganze Invasion-Mist anfing schaffte es WWE tatsächlich, uns echtes ECW-Feeling zu transportieren. Auftritte von Joey Styles und Co. sorgten für Gänsehaut. Showstealer war schließlich jemand, den man so eigentlich gar nicht bezeichnen kann - denn niemand kann eine Show stehlen, die rechtmäßig immer ihm gehörte:

Natürlich hat Paul Heyman in den letzten Wochen keinen Gimmickwechsel vollzogen, aber trotzdem musste ich ihn hier nennen. Sein Auftritt bei One Night Stand, zur ECW-Musik und mit Kopfhörer um den Hals, ließ wohl das Herz eines jeden älteren Fans höher schlagen. Das war sein Abend und mit seiner Shoot-Rede, ob worked oder nicht, hat er sich ein kleines Denkmal gesetzt. „Matt Freakin’ Hardy“, „Triple H’s not working on Tuesdays“ und „This is not WCW One Night Stand, Bischoff“ werden noch lange Zeit zitiert werden und gehörten zweifelsohne zu meinen Highlights an diesem Abend. Dieses Denkmal hat Paul Heyman verdient – und diese Nennung konnte ich mir hier nicht verkneifen. Ein weiteres Zitat dieses Abends: „Thank you, Paul“ – ich schließe mich an.



Bereits in der Einleitung schrieb ich davon, wie ich bei der Recherche zu dieser Sonderausgabe feststellen musste, wie wandelbar doch die eigene Meinung sein kann - ohne dass man es selber mitbekommt. Als Beispiel nannte ich John Cena. Einschneidenstes Erlebnis in meiner Cena-Meinungswechsel-Karriere war wohl der Zeitpunkt, bei dem ich erkannte, dass der Charakter eigentlich genial ist. So genial, dass ich es gar nicht bemerkte. Der Zeitpunkt, bei dem ich merkte, dass Cena eigentlich ein Heel ist und als dieser war er fantastisch:

Ob das gut geht, was ich jetzt vor habe? Es ist einfach zu reizvoll, als dass ich es sein lassen könnte. Allein der Name polarisiert wie kein Zweiter: John Cena. Ich schreibe über John Cena, nichts macht mehr Spaß, als über John Cena zu schrieben. Für nichts bekommt man so leicht Zustimmung wie, wenn man über Cena schreibt und ihn dabei fertig macht. Und genau das mache ich heute nicht. Wir befinden uns in der Rubrik der besten Gimmicks und ich werde nun über John Cena schreiben und begründen, warum er sich hier befindet. Eigentlich ist das ganz simpel: John Cena unterhält mich in den letzten Wochen wahnsinnig. Man hat nun einen Weg gefunden, mit den Buhrufen umzugehen, ohne ihn Heel turnen zu lassen. Selbst an die deutschen Kommentatoren scheint von Seiten WWE das Kommando raus gegangen zu sein, auf die Buh-Rufe hinzuweisen. John Cena ist jetzt nicht mehr das Babyface, dass blöder Weise ausgebuht wird – er ist jetzt der Face-Champ, der die Masse teilt. Es gehört nun offiziell zu seinem Gimmick, das sein Charakter von vielen gehasst wird, es wird in die Storylines und Promos seiner Gegner mit einbezogen. Seither wirkt Cena persönlich viel gefestigter, wirkt selbstbewusster und das gefällt mir. Wäre ich in der Halle und John Cena’s Musik würde ertönen – natürlich würde ich ihn auspfeifen, beschimpfen und aus der Halle buhen so laut ich nur kann. Dabei hätte ich aber ein Lächeln auf dem Gesicht, weil es mir Spaß macht, eben dieses zu tun. Weil ich mich auf das Match freue, in dem ich auf alles was er tut eben so reagieren kann. Bis zu WrestleMania wollte ich den Typ nicht sehen. Heute freue ich mich auf seine Kämpfe, fand sogar seinen erneuten Sieg bei Backlash erfrischend (so befremdend das auch klingen mag) – wenn das kein gutes Gimmick ist, dann weiß ich es auch nicht...



Während man sich bei ECW mit dem oben genannten Extreme Strip Poker selbst zum Gespött der Branche machte, gönnte man bei Smackdown einem Mann die große Bühne, der es so lange schon verdient hatte. No Mercy 2006 wurde zur Regal-Show, denn er rechtfertigte jede Sekunde der On-Air-Zeit, die man ihm gewährte - für mich ein eindeutiges Zeichen von McMahon's früherem Fehdengegener Gott: Vince liest den Markreport:

So muss das sein. Ich glaube, Vince McMahon ließt meine Kolumne doch. Es gab Zeiten, da hab ich da ja dran gezweifelt, aber irgendwie kommt das Gefühl langsam wieder zurück. Im letzten Monat stand Regal auf der Liste der schlechtesten Gimmicks und was bekomme ich in den Folgewochen in den Smackdown Shows präsentiert? William Regal in Bestform in den Matches des Monats, der Segmente des Monats und einer öffentlichen Hassrede gegen seinen Einsatz in den letzten Monaten, die sich anhörte wie die englische Übersetzung meines Regal-Absatzes aus der letzten Best-of-Ausgabe. Bleibt mir an dieser Stelle also nur zu sagen: “Hi Vince!”. Zurück zum Thema: Regal rockt. Er war in meinen Augen DER Star des No-Mercy-PPVs und hat bei dieser Show über 3 Stunden hinweg gezeigt, was alles in ihm steckt: Ein ausgezeichneter Entertainer und ein begnadeter Wrestler. WWE hat ihn dafür belohnt. Er durfte gegen den König revoltieren, ihn gar niederschlagen und das Segment als Gewinner verlassen. Er stand im Pre-Main-Event des Pay-Per-Views und hat nun endlich wieder einen Partner und ein Gimmick verpasst bekommen, mit denen er Smackdown in kürzester Zeit dominieren kann.



Best Of… Schlechteste Gimmicks
1. Juni 2004: Kenzo Suzuki
2. Februar 2006: Mark Henry
3. Mai 2005: Hardcore Holly



Herzlich Willkommen in der Königsdisziplin. Hier kann ich fluchen, hier kann ich gemein sein, darf überziehen, ungerecht urteilen. Wen wundert es also, dass hier auf Platz 1 steht, was durch den ersten WWE'schen American Bash motiviert war. Noch nie hab ich so oft das Wort "Scheiße" benutzt wie in dieser Ausgabe - und die Hälfte aller Aussprüche verwendete ich in nur einem Absatz:

Ich kann kaum formulieren, wie Scheiße ich Kenzo Suzuki finde. Halt so was wie „ganz schön Scheiße“, nur eben krasser. Sehr viel krasser. Der Typ bewegt sich wie ein Monsterheel, als wär er 2 Meter 20 groß und würde fast ausschließlich aus Muskelmasse bestehen. Folgendes Problem: Er tut’s halt einfach nicht. Von der Statur her ein zweitklassiger Jobber. Die bösen Grimassen, die er im Match schneidet, wirken bald noch lächerlicher als es damals aussah, als Savio Vega mal böse drein schauen wollte. Die In-Ring-Fähigkeiten hingegen ließen einen Billy Gunn noch richtig gut aussehen. Ich schau mir lieber einen miserablen Perfect Plex an, als dass ich einen Nerv Hold nach dem anderen ertragen muss. Okay, diese Holds scheinen Teil des Gimmicks zu sein, aber wie gesagt, das Gimmick is halt Scheiße. Die Geisha ist absolut überflüssig, der Einmarsch total dämlich und „Suzuki“ wird für mich immer eine Gefährt oder eine Leckerei beim Griechen bleiben. Als großer Wrestler des Jahres 2004 wird mir dieser Name mit Sicherheit nicht in Erinnerung bleiben. Man, is der Scheiße.



Sehr viel Spaß beim Schreiben einer Wrestlingkolumne macht es immer, wenn man Ansätze findet, die einem gewähren, Vergleiche zum echten Leben fernab des Squared Circle zu ziehen. Man hat dann doch immer das Gefühl, weniger Freak zu sein, weniger Randgruppe. Beim Versuch, in Worte zu fassen wie (nach bestem Vorbild von Platz 1:) scheiße ich Mark Henry damals fand, schoss mir ein solcher Vergleich zwischen die Augen und ich verband mein liebstes Hobby aus dem Arbeitsalltag mit meinem liebsten Hobby am Fernsehabend:

Kennt ihr Bullshit Bingo? Wir spielen das auf der Arbeit Hin und Wieder mal. Für die, die es nicht kennen, es geht so: Bevor man in einen Besprechungstermin geht, denkt sich jeder drei grausame Wörter aus und schreibt sie auf einen Zettel. Wenn in dem Termin eines dieser drei Wörter fällt, markiert er sich dieses – bei allen drei Begriffen ist das Spiel gewonnen und der Sieger schreit „Bullshit Bingo“. Lustig ist das Spiel aus dem Grund, weil außer den Mitspielern niemand in der Besprechung von dem Spiel weiß. Sie sind die Ahnungslosen und fragen sich nicht zu selten, was die anderen da für einen Mist verzapfen.
Vincent Kennedy McMahon ist der unangefochtene World Champion im internationalen Bullshit-Bingo. Die Ahnungslosen sind die Wrestlingfans, die Mitspieler seine Angestellten und sein aktueller Lieblingsbegriff ist „Mark Henry“. Und mit diesem Namen gewinnt Vince eine Runde nach der anderen.
Mark Henry kann nicht wrestlen. Mark Henry ist seit fast 10 Jahren in der Liga, ohne jemals von Bedeutung gewesen zu sein. Er hatte nur eine Titelregentschaft. Sie begann, indem er den Titel geschenkt bekam und endete bei seiner ersten Titelverteidigung. Mark Henry kann mit dem Mikrophon so gut umgehen, wie ein Huhn mit einem Fahrrad, er verfügt über das Charisma eines Steins und ist in Sachen Belanglosigkeit nur von Germanys Next Topmodel zu übertreffen.
Es macht einfach keinen Spaß, andauernd immer nur John Cena zu bashen. Mark Henry ist viel schlimmer.



Es gab tatsächlich eine Zeit, genauer gesagt Mai 2005, in der ich Bob Holly so viel Aufmerksamkeit schenkte, dass ich ihm tatsächlich einen ganzen Absatz meiner Lieblingskategorie gönnte. Hier schafft es wahrlich nicht jeder rein und bei der vollkommenen Belanglosigkeit, die Holly über die Jahre umgab, ist es doppelt ehrenvoll, dass sein Name hier Erwähnung fand. Und weil es verdammt nochmal stimmte, was ich damals schrieb, bekommt Sparky Plugg erneut sein Rampenlicht:

Hardcore Holly – WHAT!? Wozu ist der eigentlich noch gut? Immer wenn man für einen PPV noch ein Herausfordererteam für die Tag-Team-Champs benötigt, steckt man Holly mit einem willkürlichen Partner wie Billy Gunn oder zuletzt Charlie Haas zusammen und lässt die beiden dann verlieren. Hatte Holly auch mal eine andere Storyline in letzter Zeit? Mal von seiner sehr intensiven und genial gebookten Fehde gegen Mordecai vorm letzten GAB mal abgesehen? Ich lese, wie Männer wie Rico, Billy Gunn, Rhyno oder Matt Hardy am laufenden Band entlassen werden und dieser Typ krepelt weiter vor sich hin und nervt die Zuschauer... Warum heißt der eigentlich Hardcore? Gibt’s dafür nen Grund? Er hat mal ne zeitlang mit Alu-Deckeln auf die Mean Street Posse eingehämmert, aber heißt er tatsächlich deswegen Hardcore? Bombastic Bob – Sparky Plugg – Hollywood Holly – Hardcore???
Ich finde, man sollte Holly zum ECW-PPV schicken und in einen Ring mit The Sandman, Tommy Dreamer, Axl Rotten und Mikey Whipwreck stellen. Wenn er da wieder raus kommt, dann und erst dann nenn ich ihn Hardcore.



Best Of… Wrestler des Monats
1. Mai 2007: Edge
2. Juni 2004: Randy Orton
3. März 2007: Carsten Schäfer



Der "Wrestler des Monats" ist stets die Kategorie vor der ich am meisten grübel. Nicht nur, dass man hier den meisten Gegenwind verspürt, nein, auch für's eigene Gewissen kann ich hier einfach niemanden nominieren, der es nicht wirklich verdient hat. Wenn man Glück hatte, wurde in dem Monat jemand World Champion oder hat den Royal Rumble gewonnen. Und wenn derjenige richtig Glück hatte, dann wurde er nicht nur World Champion, sondern ich liebte diesen Umstand obendrein, dass es fast royale Züge in mir weckte (und es ist nicht schwer zu erraten zu welcher nie erschienenen Serie mich dieser Absatz inspirierte):

Der König sitzt wieder auf seinem Thron und das Volk blickt ehrfürchtig zu ihm herauf. Er hat seine Dämonen hinter sich gelassen, ehemalige Fraktionen endgültig gebrochen und dem Thronfolger eines fremden Landes mit einer List das Zepter der Macht entrissen, um den König zu entthronen und ihn ins Reich der Toten zu schicken. Er verteidigte seine Macht gegen das mächtigste Tier im Lande und sperrt sich letztlich für einige einzige Nacht gar mit diesem Tier in einen Käfig, um seine Herrschaft zu verteidigen und seinem Volk die vollkommene Pracht seiner Stärke zu offenbaren. Doch was kommt nachdem er das Tier erlegt hat? Bekommt es der neue König dann gar mit dem König des Djungels zu tun oder doch eher mit dem legendären tollwütigen Vielfraß? Steht ihm vielleicht der verbrannte Bruder des gestürzten Königs gegenüber, der kampfwütige Ire oder vielleicht beansprucht auch der rechtmäßige Thronfolger seinen Platz auf den Thron, nachdem er in das Land zurückgekehrt ist. Und ganz vielleicht öffnet sich die Hölle und der wahre König kehrt aus dem Land der Toten zurück, um seinen Thron mit einem Blitzschlag erneut zu besteigen? Wartend auf die Antwort, wer seine Krone noch beansprucht und ob dem Tier im Stahlkäfig überhaupt gewachsen sein wird, sitzt der neue König hoch auf seinem Thron und blickt weit über sein neu erobertes Land.



Motivationen, jemanden für den Wrestler des Monats zu nominieren können unterschiedliche sein. Wie oben erwähnt beispielsweise enormer Erfolg, wie der Gewinn eines großen Titels oder eines Turniers. Im Beispiel von Ric Flair oder Trish Stratus war es aufgrund der Beendigung ihrer tollen Karriere. Eddie Guerrero erreichte die Pole Position in dem Monat, in dem er starb. Randy Orton allerdings stand im Juni 2004 erstmals auf dieser hohen Position, weil er durch eine einzige Promo zu einem Star wurde:

„Greatness has entered the ring!“
Das Promo von Randy Orton bei Bad Blood war eines der besten, wenn nicht sogar das beste Heel-Promo, das ich wohl zumindest in diesem Jahr bisher gesehen habe. Er gibt ein Interview im Backstagebereich und wird vom Publikum ausgebuht. Auf einmal unterbricht er das Interview und sagt „Are you booing me?“. Danach kommt eine Beleidungsserie gegen das Publikum, es geht um Respekt und Größe, während er langsam zum Ring schreitet. Er betritt die Halle und brüllt „Have a look at Greatness!“ – die Halle tobt. Sie lieben Randy Orton dafür, dass sie ihn hassen dürfen. Jeder der „Randy sucks“ oder ähnliches ruft, hat insgeheim ein Lächeln auf dem Gesicht, weil er den Kerl richtig Klasse findet. Viele schreien momentan nach einem Face-Turn. Ich jedoch genieße ihn in der Rolle, die er momentan spielt und will ihn weiterhin in dieser sehen. Ich sehe Randy Orton als No.1 Heel im RAW Roster und im Main Event zahlreicher PPVs mit Chris Benoit, Shawn Michaels und vielleicht sogar The Rock. Wär das geil!



Im März des Jahres 2007 war es deutsche Fernsehunterhaltung, die mich nötigte keinen Wrestler, Ringrichter, Offiziellen oder gar Gott als Wrestlingpersönlichkeit des Monats zu nominieren - sondern den deutschen Kommentator Carsten Schäfer. Ich brach eine Lanze für einen Mann, der so viel für die deutschen Fans getan hatte und dafür immer nur Hohn und Spott erntete. Rache ist Blutwurst und Schäfer's Blutwurst war wie ein emotionales Silvester:

Ein deutsches Sprichwort besagt „Diejenigen, die wissen wie es NICHT geht, sollen nicht die stören, die es tun.“. Wie habe ich vorm Bildschirm gefeiert, als Carsten Schäfer, Urgestein des deutschen Wrestlingkommentars, vor zwei Wochen tief Luft holte und die Zeit nutzte um abzurechnen. Die Rache des Carsten S. – und auch ich, der sich schon gerne über die netten Eindeutschungen, falschen Movebezeichnungen und vieles andere lustig gemacht hat, fand es einfach nur göttlich, wie Carsten mit der Gemeinde abgerechnet hat. Und das hat er gut gemacht. Jahre für Jahre macht er einen Job – für die Wrestlingfans. Und was ist er dabei: Natürlich, ein Wrestlingfan. Ein Fan, der seiner Leidenschaft durch seinen Beruf ein Forum bieten kann und dies natürlich auch tut. Er tritt auf vor einer Zielgruppe, wie sie schwieriger nicht sein könnte und bleibt bei der ganzen Quängelei, den ganzen Beleidigungen, dem ganzen Hin-und-Her seiner Linie treu – seiner Art, die Show so lieben. Das bewundere ich, denn Carsten bleibt das, was vielen von uns (mich inbegriffen) nicht gelungen ist: Ein Wrestlingfan – unbeeindruckt von Meinungsweisungen, -vorgaben und –wellen im Internet.



Best Of… Matches & PPV-Tops
1. Oktober 2006: William Regal v. Chris Benoit
2. Juli 2005: John “Bradshaw” Layfield v. Batista
3. Juni 2005: Masato Tanaka v. Mike Awesome



Wenn ihr mich nach meinem Lieblingsmatch aus der 5 1/2 - jährigen Best of Geschichte fragt, dann werdet ihr ohne eine Sekunde Bedenkzeit wie aus der Pistole Geschossen das No Mercy 2006 Match von William Regal und Chris Benoit als Antwort hören. Selten überwältigte mich ein Kampf so sehr wie dieser und das versuchte ich hierdurch auszudrücken:

“What a match!”
“That’s how you do it!”
“Regal has never been better!”
…nur drei John Bradshaw Layfield-Zitate von No Mercy, die genau das beschreiben, was meine Gefühle zu diesem Match am besten widerspiegelt. Es ist lange, es ist verdammt lange her, dass ich bei einer WWE-Show vor dem Fernseher saß und einen Kampf mit offenem Mund, sprachlos aufgrund dessen was geboten wird, betrachtete. Klar, ich bin großer Fan des klassischen Wrestling, den Matwrestling. Es stand nicht auf der Card, Benoits Comeback hervorragend aufgebaut und das Match ein Traum. Zunächst deutete man die gesamte Show an, dass Vito Regals Gegner sein würde, die Hoffnungen auf ein Benoit-Comeback zerstörte man mit Marty Garners Auftritt. Das Match zwischen Regal und Benoit war hart, es war stiff, es war spannend und es war das wahrscheinlich beste, was ich in diesem Jahr bisher in einem WWE Ring gesehen habe.



Von Beginn an war das "Best Of" eine WWE Kolumne. Dadurch hatte man es nicht immer leicht mit der Verantwortung, drei herausstechend gute Kämpfe aus nur vier Wochen zu bestimmen. So sehr ich mich auch anstrengte, im Juli 2005 gelang es mir einfach nicht. Ich war gescheitert, bei all der Grütze, die man uns beim zweiten Great American Bash vorsetzte. So drehte ich den Spieß einfach um, stellte die Zeiger auf Ironie und verpasste den grausigsten Kämpfen des Monats einfach die rosa Sonnenbrille:

War das ein Match. In meinen Augen der wohl beste Main Event, den wir dieses Jahr bisher gesehen haben. Wenn man überlegt, dass Smackdown einst von Gurken wie Eddie gegen Angle geheadlined wurde, steht dieses epische Aufeinandertreffen zweier Ausnahmeathleten, die wirklich bis zum Äußersten gingen in einem wohl beispiellosen Licht. Das spektakulärste an diesem technisch makellos geführten Match war das ausgeklügelte Ende. Ein Disqualifikationssieg des Herausforderers! Perfekt gemacht, denn so ließ man JBL gewinnen, was schließlich jahrelange GAB-Tradition ist und Batista behält trotzdem seinen Gürtel. Außerdem hat man somit erreicht, dass man in der einmaligen Position ist, dass Champ und Herausforderer Nummer 1 für den Summerslam nun beide Faces sind! Genial. Alles in Allem hätte der Great American Bash wohl durch kein intensiveres, unterhaltsameres, technisch aufregenderes Match abgerundet werden können, als durch diesen Klassiker. Genial auch der Schachzug, Brock Lesnar nicht eingreifen zu lassen – denn damit hatte ja ohnehin jeder gerechnet. Man hat es somit geschafft zu überraschen, was wollen wir Fans denn mehr? Überrascht waren wir doch, oder nicht? Ich jedenfalls hatte nicht mit so etwas gerechnet.



Krass, wenn man bedenkt, was man nur einen Monat früher beim initialen One Night Stand geboten bekam. Zu einem Zeitpunkt der Show, als sie tatsächlich noch das Siegel "ECW" verdiente trafen zwei Männer aufeinander, die beide kein weiteres Engagement mit WWE verband und für die es um absolut gar nichts ging. Umso sensationeller war das Ergebnis:

„This match rules! This match rules!” – Wie lange habe ich diesen Fangesang nicht mehr gehört... Und wie lange hatten die Fans in der Halle schon nicht mehr so Recht wie mit diesem Fangesang. Tanaka gegen Awesome lässt sich einzig und allein mit dem Namen des Zweitgenannten beschreiben: Awesome – überwältigend. Es gab Szenenapplaus und Standing Ovations für einzelne Aktionen während des Matches und ich kann mich schwer entsinnen, mal so mit einem Match mitgefiebert zu haben, obwohl die Kontrahenten in keinster Weise durch aktuelles Geschehen oder Storys miteinander verbunden waren und es darüber hinaus auch noch um absolut nichts ging. Ich halte inne, erhebe mich von meinem Schreibtischstuhl und applaudiere zwei Männern für eine perfekte Show. Vielen Dank.



Best of… Das Überflüssigste zum Schluss

1. Januar 2006: Der Internetfan... oder „Die Wissenschaft der Gebildeten“

Ich stieg mit einem Zitat von Aristoteles ein und will meine Kolumne auch mit einem solchen beenden: „Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter, als es der Natur der Sache entspricht.“.
Will heißen: Wrestling ist keine Wissenschaft und der „Gebildete“ kann es auch nicht zu dieser machen. Der Gebildete, das sind wir – die Internet-Fans, die oft darin verfallen, sich als Spezialisten zu fühlen und eine Form der Unterhaltung, in der weniger Fakten als doch viel mehr Meinungen und Geschmäcker den Ton angeben, als Wissenschaft anzusehen. Mir macht das Wrestling-Schauen viel mehr Spaß, wenn ich mich in die Zielgruppe einordne, für die das Produkt WWE geschaffen wurde: Die der WWE-Fans. Da darf auch mal ein Mysterio einen Rumble gewinnen, ja, mein Gott, und auch ein Cena darf Champion sein, und wenn es nur für den Mark-Out ist, den ich bekomme, wenn er den Gürtel wieder verliert. Ich bin Fan der WWE, und auch wenn ich hier Sachen kritisiere, tue ich es, weil es mich interessiert und ich eben Fan des Produktes bin. Wrestling ist keine Wissenschaft – versucht nicht, es zu einer zu machen. Glaubt mir, ihr werdet mehr Spaß dran haben.

2. August 2005: Hulk Hogan

Wie oft soll ich es denn noch sagen?? NO MORE MATCH! Langsam glaube ich echt, dass im Headquarter der WWE niemand meine Kolumne liest!? Hulk Hogan ist ein Antiwrestler. Er zieht keine Ratings. Das haben doch die Auftritte der letzten Zeit zu genüge bewiesen. Klar, das Publikum chantet wir blöde, wenn er den Saal betritt, aber das tun sie auch bei einem Pillowfight zwischen Stacy Keibler und Christy Hemme. Hogan ist über. Seht es doch ein.

3. Oktober 2006: R.I.P. Corporal Kirchner

Selten hat die Todesmeldung eines bekannten Wrestlingstars wohl für so viel Gelächter geführt wie der Tod von Corporal Kirchner. Denn der erste, der sich zu dieser schockierenden Nachricht zu Wort meldete war… Cpl. Kirchner mit den aussagekräftigen Worten “I am not dead.”. Peinlich, WWE. Zumindest eine Richtigstellung wäre man den Fans und Kirchner schuldig gewesen.

4. Juli 2005: Great American Bash

Wie auch im letzten Jahr steht der PPV des Monats an der Spitze der überflüssigsten Dinge. Schön, dass man Road Warrior Hawk ehrt. MNM tut man damit aber ebenso wenig einen Gefallen wie dem Standing der Tag Titles.
Christian verliert gegen Booker T – Marihuana is nich gutta.
Orlando Jordan besiegt Chris Benoit – es kann einfach nicht sein. Ich zermürbe mir meinen Kopf seit Sonntag Nacht, aber mir fällt einfach kein einziger plausibler Grund dafür ein.
Muhammad Hassan wird durch einen Last Ride gekillt und ist damit Geschichte, der Taker ist Herausforderer Nummer 1. Na, das mag ja was geben.
Rey Mysterio besiegt Eddie Guerrero mit einem Finish, das mir irgendwie bekannt vorkam. Sonst das einzige ansehnliche Match des Abends, aber mit so vielen unsinnigen Längen, die einfach nicht hätten sein müssen.
Melina besiegt Torrie Wilson. Hab ich die Herdplatte auch wirklich ausgestellt?
John Bradshaw Layfield besiegt Batista. Das lass ich einfach mal so stehen.
Es gibt keine, absolut keine Entschuldigung für den Great American Bash. Mir fehlen die Worte. Und 15 Euro.

5. September 06: Vickie Guerrero

Vickie Guerrero hat in den Shows von WWE nicht das geringste verloren. So viel dazu.



Unterm Strich

...ist das Best Of das Herzstück des Markreport. Und speziell die Recherche in Form des Durchblätterns aller bisher über 40 Episoden hat mir gezeigt, dass da nicht nur eine Menge Arbeit drin steckte, sondern auch eine gehörige Portion von mir selber. Ansichtsweisen, die sich änderten, Arten etwas zu beurteilen und eben dieses Urteil zu formulieren. Auch wenn der eigentliche Schreibanteil an dieser Spezialausgabe vergleichsweise gering war, hat selten eine Ausgabe so einen Spaß gemacht und ich hoffe, dem ein oder anderen Leser ging es bei diesem Ausflug in die Vergangenheit ähnlich.

Best Of ist Markreport Tradition, Best Of ist Genickbruch Tradition. Und am Ende eines jeden dieser traditionellen Werke steht stets ein und der selber Satz:

Viel Spaß bei Wasauchimmer und wie immer natürlich eine gute Zeit!

Ben